Kostenfreier Umweltunterricht: Schüler setzen sich mit virtuellem Wasser auseinander

Der Trinkwassergebrauch in deutschen Haushalten ist kontinuierlich gesunken und seit 2014 konstant auf 122 Liter pro Einwohner und Tag zurückgegangen. Den tatsächlichen Wassergebrauch schätzen Experten allerdings sehr viel höher ein. Mit der Frage „Wie viel Wasser ist erforderlich, um die Waren zu produzieren, die wir täglich brauchen?“ setzen sich die Schüler der Gesamtschule Nettetal auseinander. Unterstützt von den Stadtwerken Nettetal gehen sie dem in Produkten gleichsam versteckten, dem virtuellen Wasser auf den Grund.

19 Klassen und Kurse unterschiedlicher Fachrichtungen und Schulform nehmen kostenfrei am zweistündigen Umweltunterricht des lokalen Energie- und Wasserversorgers teil. Die Nettetaler Gesamtschule integriert das Thema in naturwissenschaftliche Fächer ebenso wie in Gesellschaftslehre und Arbeitslehre Wirtschaft. Barbara Merzenich, MINT-Koordinatorin der Gesamtschule: „Als Schule mit Schwerpunkt auf den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik möchten wir erreichen, dass unsere Schülerinnen und Schüler sich auch umweltgerecht verhalten. Darum arbeiten wir gerne mit den Stadtwerken zusammen und nutzen die Angebote schon seit Jahren.“ Berthold Krahwinkel ist erster Ansprechpartner für die Stadtwerke-Kooperation und sieht es als wichtig und motivierend an, wenn außerschulische Partner an die Schule kommen. „Das schafft eine ganz besondere Lernatmosphäre. Der Umweltunterricht wird sehr handlungsorientiert durchgeführt, so können die Schüler die Inhalte erleben.“ Pia aus der Klasse 5 b ist erstaunt: „Niemals hätte ich gedacht, dass so viel Wasser gebraucht wird, um ein Produkt herzustellen: Ein Kilo Bananen benötigt mehr als 800 Liter!“ Louis wundert sich, dass der Hamburger 2.400 Liter schluckt und Stella denkt über die nächste Jeans nach, die in der Herstellung 11.000 Liter braucht.

Wie viel Wasser steckt in unserem Einkaufskorb?

Virtuelles Wasser ist längst schon fächerübergreifendes Thema. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Das wollen die Stadtwerke Nettetal mit Schülerinnen und Schülern der 5. bis 8. Jahrgangsstufe aufdecken. Im Auftrag der Stadtwerke erklärt Carsten Schultz von der Deutschen Umwelt-Aktion (DUA) e. V. anschaulich, wie viel Wasser benötigt wird, um beispielsweise eine Apfelsine oder ein Blatt Papier zu produzieren. Zu guter Letzt erfahren rund 500 Kinder und Jugendliche weiterführender Schulen im umweltpädagogischen Unterricht der Stadtwerke Nettetal: Was virtuelles Wasser ist. Wie ihr persönlicher Wasser-Fußabdruck aussieht. Woher das Wasser kommt, das in den Produkten unseres Alltags steckt. Wie viel Wasser für deren Produktion erforderlich ist. Und wie wir durch unser Konsumverhalten die weltweiten Wasserressourcen schonen können. Gemeinsam mit dem Experten erarbeiten die Schüler erste Lösungsansätze, virtuelles Wasser einzusparen. Ein Quiz, Fotos, Grafiken und Diagramme runden das Thema ab.

„Im Wassersparen sind wir Weltmeister – was in manchen Großstädten mittlerweile zum Problem wird. Wasser- und Abwassernetze müssen regelmäßig durchgespült werden, weil sich der Gesamtverbrauch faktisch halbiert hat“, erklärt Norbert Dieling, Geschäftsführer der Stadtwerke Nettetal. „Gleichzeitig gebrauchen wir durch unseren Konsum sehr viel mehr Wasser als uns bewusst ist. Wie viel Wasser braucht es, um eine Jeans oder eine Tüte Kartoffel-Chips zu produzieren und welchen Einfluss hat das auf die weltweiten Wasserressourcen? Dafür möchten wir die Schülerinnen und Schüler sensibilisieren“, so Dieling.

Dreifaches Volumen des Bodensees

Nach einer Studie der Umweltstiftung WWF verbraucht Deutschland jedes Jahr 159,5 Milliarden Kubikmeter Wasser, mehr als das dreifache Volumen des Bodensees. Darin berücksichtigt ist nicht nur der direkte Wasserverbrauch, sondern auch das in Lebensmitteln und Industriegütern enthaltene virtuelle Wasser. Laut Einschätzung von WWF-Experte Martin Geiger hat damit jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5.288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht. Harald Rothen, Prokurist bei den Stadtwerken Nettetal: „Längst nicht alle Güter, die in einem Land verbraucht werden, werden auch in diesem Land produziert – das ist problematisch. So kann es durch unser Konsumverhalten in anderen Ländern zu Wassermangel oder Wasserverschmutzungen kommen.“

Acht Jahre Umweltunterricht

Seit Oktober besucht der Umweltpädagoge Carsten Schultz die weiterführenden Schulen in Nettetal. Schließlich wird er rund 500 Schülerinnen und Schülern für das Thema virtuelles Wasser sensibilisiert haben. Durch spannende und altersgerechte Aktionen weckt er das Interesse der Schüler für diese komplexe Thematik. Doch auch sonst führt Carsten Schultz die jungen Leute sehr lebendig und mit viel Spaß in die Umweltthemen ein. Bereits 2009 startete der lokale Energie- und Wasserversorger mit dem umweltpädagogischen Unterricht an Nettetaler Grundschulen und seit 2011 auch an weiterführenden Schulen.

Die Deutsche Umwelt-Aktion

Die DUA wurde 1958 mit der Aufgabe gegründet, den Gedanken des Naturschutzes in den Schulbereich zu tragen. Seit dieser Zeit führen Umweltbeauftragte umweltpädagogischen Unterricht in Kindergärten, Grundschulen und teilweise auch an weiterführenden Schulen zu verschiedenen Themen durch. Seit der Gründung der DUA sind über 20 Millionen Teilnehmer mit dem Gedanken des Umweltschutzes vertraut gemacht worden.

 

Bildunterschrift: Mit Hilfe von Fragen zum Konsumverhalten und den verschiedenfarbigen Kügelchen ermitteln die Schüler ihren eigenen virtuellen Wasserbedarf. Spannend wird es, wenn sich davon ablesen lässt, wer beispielsweise viel Fleisch isst oder häufig Kleidung kauft.

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