Schritt für Schritt zum H-Gas: Stadtwerke Nettetal starten mit der Erhebung
In Nord- und Westdeutschland läuft eines der größten Gas-Infrastrukturprojekte aller Zeiten: die Umstellung von niedrig- auf hochkalorisches Erdgas mit höherem Methangehalt. Nach Auskunft der Bundesnetzagentur sind von der Erdgasumstellung rund 4,5 Millionen Kunden mit mehr als fünf Millionen Gasgeräten betroffen. Ein großer Anteil entfällt dabei auf Nordrhein-Westfalen, hier befinden sich mehr als die Hälfte der mit Erdgas versorgten Haushalte und Gasgeräte. Auch in Nettetal wird vom niedrigkalorischem L-Gas auf das hochkalorische H-Gas umgestellt. Die Umstellung auf H-Gas, auch als Marktraumumstellung bekannt, erfolgt in mehreren Etappen.
„Haushalte und Betriebe, die im Stadtgebiet Nettetal Erdgas nutzen, informieren wir im August ausführlich per Brief über die Gründe und das Prozedere zur Umstellung von L- auf H-Gas“, erklärt Peter Klocke, Leiter Netze der Stadtwerke Nettetal, die Schritte zur Umstellung. „Anschließend geht es in die nächste Phase – die sogenannte Erhebung der Erdgasgeräte. Dabei erfassen wir sämtliche privat oder gewerblich genutzten Erdgasgeräte im Netzgebiet.“ Vor Ort beim Kunden werden wichtige Gerätedaten wie Hersteller, Gerätetyp und CE-Kennzeichnung dokumentiert. Die Daten vom Typenschild werden aufgenommen und eine Abgasmessung wird durchgeführt. Abschließend erhält jedes Gerät eine Art Status-Aufkleber (beispielsweise „Gasgerät erhoben“). Die Erhebung in Nettetaler Haushalten und Betrieben startet im Herbst dieses Jahres. Mit der Erhebung und Anpassung stellt der Versorger sicher, dass alle Endgeräte den technischen Voraussetzungen für die Umstellung von L- auf H-Gas entsprechen.
„Im Anschluss werden die Daten ausgewertet und falls erforderlich Teile zur Umrüstung bei den Geräteherstellern angefordert. Sollten Geräteanpassungen notwendig und möglich sein, stellen wir die Teile zur Verfügung und bauen sie bei einem weiteren Termin vor Ort ein“, so Klocke. Diese Arbeiten erfolgen im zweiten Schritt während der Anpassungsphase. In der Regel werden die Geräte durch einfaches Auswechseln der Brennerdüse angepasst. Zwischen der Erhebung und der Anpassung vergehen anderthalb Jahre. Begleitend erfolgt in jeweils etwa zehn Prozent der Fälle eine Qualitätskontrolle. In nur wenigen Fällen können Geräte nicht angepasst werden und müssen ausgetauscht werden. Die Erhebung und Anpassung der Gasgeräte sind für alle Haushalte und Betriebe kostenfrei. Davon ausgenommen sind mögliche Kosten für Reparaturen, die Wartung oder ein Geräteaustausch. Diese Kosten sind vom Geräteeigentümer zu tragen. Mit der Erhebung und Anpassung stellen die Versorger sicher, dass alle Endgeräte den technischen Voraussetzungen für die Umstellung von L- auf H-Gas entsprechen. Die eigentliche Umstellung von L- auf H-Gas erfolgt in Nettetal am 3. September 2024 unabhängig vom aktuellen Konflikt mit Russland. Wichtig dabei: Nicht angepasste Erdgasgeräte dürfen nach der Umstellung nicht weiterbrieben werden.
So läuft die Erhebung ab
Noch im Oktober erhalten alle Haushalte und Betriebe, die Erdgas nutzen, ein Schreiben mit einem Termin für die Begutachtung der Geräte. Wer den Termin aus dringenden Gründen nicht wahrnehmen kann, sollte sich zeitnah an das eigens eingerichtete Erdgasbüro wenden. Das geht entweder telefonisch unter 02157 1205-600, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr oder rund um die Uhr per E-Mail an erdgasumstellung@stadtwerke-nettetal.de. Mit der Erhebung haben die Stadtwerke Nettetal ein externes Fachunternehmen beauftragt. Die Monteure können sich mit einem Lichtbildausweis des zuständigen Netzbetreibers sowie der individuell erstellten PIN-Nummer ausweisen. Diese sollte auf jeden Fall mit der PIN-Nummer im Anschreiben abgeglichen werden, bevor man den Monteur hereinlässt. Zu viele Betrüger sind unterwegs und nutzen solche Vor-Ort-Termine aus, um sich unbefugten Zutritt zu verschaffen. Sowohl die örtliche Polizei als auch die Verbraucherzentralen sind über das Projekt informiert.
Warum wird umgestellt
Bislang wurden die grenznahen Gebiete Nettetal und Grefrath hauptsächlich mit L-Gas aus den Niederlanden versorgt. Die dortigen Vorkommen gehen jedoch zunehmend zur Neige, außerdem führt die Förderung des Gases dort zu Schäden. Aus diesen Gründen wird die Versorgung deutschlandweit von L- auf H-Gas umgestellt. Die Erdgasumstellung betrifft Nordrhein-Westfalen als auch Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Hessen. L-Gas wird das Erdgas mit einem niedrigeren Energiegehalt (niedrig = engl. low) genannt. Während H-Gas das Erdgas mit einem höheren Brennwert (hoch = engl. high) bezeichnet. Aus Sicherheitsgründen müssen Gasverbrauchsgeräte wie Heizungen und Herde umgestellt werden, so dass sie H-Gas verbrennen können. Die Gemeindewerke Grefrath und Stadtwerke Nettetal kooperieren bei dem Umstellungsprozess.
Mehr Informationen zur Erdgasumstellung in Nettetal und Grefrath gibt es unter www.erdgasumstellung-nettetal.de.